Blog

Was aßen die Menschen im Mittelalter?

Die Küche des Mittelalters wird oft als primitiv und geschmacklos abgetan - ein weit verbreitetes Missverständnis. Zwar gab es damals weder kulinarische Fachschulen noch den Michelin-Führer, doch die Wurzeln der heutigen Haute Cuisine reichen tief in diese Epoche zurück. Entgegen landläufiger Meinungen war das Mittelalter eine Zeit raffinierter Kochkunst und kulinarischer Leidenschaft. Die Menschen verstanden es durchaus, köstliche Mahlzeiten zuzubereiten und zu genießen. Also, waschen Sie sich die Hände und machen Sie es sich bequem - wir begeben uns auf eine Zeitreise zu einem mittelalterlichen Festmahl!

Mahlzeiten im Mittelalter

Stellen Sie sich eine Reise in die Zeit zwischen 500 und 1500 nach Christus vor. Damals sah der Essalltag ganz anders aus als heute. Von unseren gewohnten drei Mahlzeiten war noch keine Rede.

Für die einfachen Menschen begann der Tag früh. Ihr Frühstück war karg: meist nur ein Schluck Wasser oder Dünnbier mit einem Stück Brot. Auch das Mittagessen war bescheiden: ein einfaches Getränk und ein leichter Imbiss. Der Adel hingegen gönnte sich schon mittags mehr.

Die Hauptmahlzeit war das Abendessen. Je nach Region und Epoche fand es zwischen dem späten Nachmittag und dem frühen Abend statt. Wohlhabende machten daraus oft ein Festmahl. Statt Vorspeise-Hauptgericht-Nachspeise gab es mehrere Gänge mit vielen verschiedenen Speisen.

An Feiertagen wurden die Bankette der Reichen besonders üppig. Sie erinnerten an alte griechische und römische Traditionen. Manche Herrscher erließen sogar Gesetze, um die Menge der aufgetischten Speisen zu begrenzen.

Die Kirche sah diese Völlerei kritisch. Ein ausgiebiges Frühstück galt als Schwäche, ein üppiges Abendessen als unmoralisch. Dennoch: Was damals als "normal" galt, würden wir heute als übertrieben empfinden. Die Menschen mussten sich mit einer Hauptmahlzeit für den ganzen Tag satt essen.

Ausnahmen gab es für Kranke, Alte und Kinder. Sie durften über den Tag verteilt mehr essen. Auch Schwerarbeiter legten regelmäßige Essenspausen ein. Die Kirche verstand, dass harte Arbeit eine gute Ernährung erforderte.

Die Essgewohnheiten waren je nach Ort, Stand und Zeit unterschiedlich. Die Ernährung war vielfältiger als oft angenommen. Bei Festessen der Oberschicht waren Gerichte wie Hirsch- und Wildschweingulasch besonders beliebt.

Die mittelalterliche Küche: Von der Bauernhütte zum Schlosssaal

Die mittelalterlichen Küchen unterschieden sich stark nach dem sozialen Status ihrer Besitzer. Bei den Bauern war die Küche oft der einzige Raum im Haus. In ihrem Zentrum befand sich eine offene Feuerstelle, die sowohl zum Kochen als auch zum Heizen diente. Über dem Feuer hingen Kessel, auf deren Glut das Brot gebacken wurde. Die Zubereitungstische waren einfache Holzkonstruktionen.

In Schlössern und wohlhabenden Häusern waren die Küchen geräumiger. Hier gab es große Kamine mit Spießen zum Braten von Fleisch, Backöfen und viele Tische zum Vorbereiten der Zutaten. In einigen Burgen gab es separate Räume für das Zerlegen von Fleisch, das Backen und die Lagerung von Lebensmitteln.

Die hygienischen Verhältnisse in den mittelalterlichen Küchen ließen zu wünschen übrig. Das Fehlen von fließendem Wasser und Kanalisation führte zu Sauberkeitsproblemen. In größeren Haushalten gab es jedoch gewisse Regeln: regelmäßiges Putzen, Geschirrspülen und Händewaschen vor der Essenszubereitung.

In wohlhabenden Haushalten wurden für die Zubereitung exquisiter Gerichte wie Hirsch- und Wildschweingulasch spezielle Küchengeräte verwendet. Fleisch wurde in Wein- und Kräutermischungen mariniert und dann in großen Kesseln über dem Feuer geschmort.

Unabhängig vom Stand war die Küche der Mittelpunkt des häuslichen Lebens. Hier wurde nicht nur gekocht, hier saß die Familie zusammen und besprach den Tag. In den Schlössern war die Küche ein geschäftiger Ort, an dem Dutzende von Köchen und Hilfskräften arbeiteten, um die Bewohner und Gäste zu bewirten.

Das Kochgeschirr reichte von einfachen Tontöpfen bei den Bauern bis zu edlem Metallgeschirr bei den Adligen. Gewürze und exotische Zutaten waren nur den Reichen zugänglich, was ihre kulinarischen Möglichkeiten erheblich erweiterte.

Ernährung im Mittelalter: Von Grundnahrungsmitteln
bis zu fürstlichen Delikatessen

Grundnahrungsmittel: Brot und Getreide

Im Vaterunser bitten die Menschen Gott: "Unser tägliches Brot gib uns heute". Diese Betonung auf Brot war nicht ohne Grund: Es war das Hauptnahrungsmittel des Mittelalters. In Europa verzehrte eine Person etwa 1,5 kg Brot pro Tag. Die Qualität variierte stark: Von feinstem Weißbrot für die Reichen bis zu grobem Brot mit Zusätzen wie Kleie, Erbsen, Bohnen und sogar Eicheln für die Armen.

Brot fand vielfältige Verwendung: Als "Trencher" (essbare Teller), zum Abwischen von Besteck und sogar als Schutz vor heißen Tabletts. Beliebte brotbasierte Gerichte waren "Sops" - in Flüssigkeiten eingeweichte Brotstücke. Brotkrumen dienten als Verdickungsmittel für Saucen.

Suppen, Breie und Eintöpfe

Mittelalterlicher Brei konkurrierte in der Beliebtheit mit Brot. Er war so fest, dass man ihn schneiden konnte und variierte in der Zusammensetzung je nach verfügbaren Zutaten. Eintöpfe wurden bis zur Dickflüssigkeit eingekocht und ersetzten oft Vor- und Hauptspeise. Beliebt waren Milch-, Zwiebel- und Kräutersuppen.

Fleisch und Fisch

Fleisch wurde nach der Pest zugänglicher, blieb aber für viele ein Luxus. Nutztiere waren kleiner und lieferten weniger Fleisch als heute. Wild war trotz Fülle in den Wäldern auf den Tischen selten, da die Jagd oft den Adeligen vorbehalten war. Fisch war reichlich vorhanden, besonders Hering aus dem Norden. In Küstennähe waren auch Meeresfrüchte verbreitet. Beliebte Flussfische waren Karpfen, Lachs, Forelle und Äsche.

Delikatessen und Festmahle

Bei Festmahlen der Adeligen wurden oft Hirschgulasch und Wildschweingulasch serviert. Diese Gerichte symbolisierten Reichtum, Status und Jagdfertigkeiten des Gastgebers. Hirschgulasch wurde oft mit Wacholder und Rotwein zubereitet, während Wildschweingulasch mit Waldpilzen und Kräutern verfeinert wurde.

Exotische Gerichte wie Flamingozungen oder in Honigwein ertränkte Schweine blieben größtenteils der Vergangenheit des Römischen Reiches verhaftet. Mittelalterliche Festmahle konnten zwar extravagant sein, dienten aber oft mehr der Zurschaustellung als dem Genuss.

Milchprodukte, Gemüse und Obst

Milch und Milchprodukte, als "weißes Fleisch" bezeichnet, waren wichtige Proteinquellen. Gemüse spielte eine zentrale Rolle in der Ernährung, besonders Kohl, Karotten, Rüben und Zwiebeln. Obst war weniger verbreitet, besonders im Norden, wo sich das Angebot auf Äpfel, Birnen und Pflaumen beschränkte.

Gewürze und Getränke

Salz und Pfeffer waren beliebte Gewürze, ebenso wie Nelken, Ingwer und Zimt. Die großzügige Verwendung von Gewürzen diente oft der Demonstration von Wohlstand. Bei Getränken wurde Alkohol dem oft unreinen Wasser vorgezogen. Wein (im Süden) und Bier (im Norden) waren weit verbreitet, ebenso wie Met und verschiedene Fruchtsäfte. Diese Struktur bietet einen besseren Überblick über die verschiedenen Aspekte der mittelalterlichen Ernährung und macht den Text leichter lesbar.

Die Jagd im Mittelalter

Die Jagd im Mittelalter war mehr als nur eine Möglichkeit, Nahrung zu beschaffen - sie stellte einen zentralen Aspekt der aristokratischen Kultur dar und symbolisierte Macht und Prestige. Während einfache Bauern sich oft auf die Jagd von Kleinwild und Vögeln beschränkten, blieb die Jagd auf Großwild wie Hirsche, Wildschweine und Rehe hauptsächlich dem Adel vorbehalten.

Die Hirschjagd galt als die edelste Form der Jagd. Hirsche wurden oft mit Hilfe von Jagdhunden aufgespürt und dann zu Pferd verfolgt. Diese Art der Jagd erforderte Geschick, Ausdauer und war oft ein tagelanger Prozess. Das erlegte Wild, insbesondere der Hirsch, wurde anschließend in aufwendigen Zeremonien zerlegt.

Die Jagd auf Wildschweine war besonders gefährlich und galt als Test für Mut und Stärke. Wildschweine wurden oft mit Speeren erlegt, was eine große Nähe zum Tier erforderte und nicht selten zu Verletzungen führte.

Rehe, obwohl kleiner als Hirsche, waren ebenfalls beliebte Jagdtiere. Ihre Jagd erforderte besondere Geschicklichkeit aufgrund ihrer Schnelligkeit und Wendigkeit.

Für die Jagd wurden verschiedene Methoden und Werkzeuge eingesetzt: Bögen und Armbrüste für die Jagd aus der Distanz, Speere für den Nahkampf, sowie Fallen und Netze. Jagdhunde waren unerlässlich beim Aufspüren und Hetzen des Wildes.

Die Jagdrechte unterlagen strengen Regulierungen. In vielen Gebieten war die Jagd auf bestimmte Wildarten dem Adel vorbehalten, während Bauern oft nur Schädlinge und Kleinwild jagen durften. Wilderei wurde hart bestraft.

Die Jagd fungierte auch als bedeutendes soziales Ereignis und als Trainingsgrund für kriegerische Fähigkeiten. Große Jagdgesellschaften boten Gelegenheiten für politische Gespräche und Allianzenbildung unter den Adeligen.

Königliche Delikatessen: Hirschgulasch und Wildschweingulasch

In den prunkvollen Hallen mittelalterlicher Schlösser und Burgen zählten Hirschgulasch und Wildschweingulasch zu den erlesensten Speisen, die ausschließlich den höchsten Rängen der Gesellschaft vorbehalten waren. Diese Gerichte, die regelmäßig für Könige und Herzöge zubereitet wurden, symbolisierten Reichtum, Macht und die herausragende Jagdkunst der Adligen.

Die Tradition, Hirsch- und Wildschweinfleisch in Form von Gulasch zuzubereiten, reicht bis in die frühen Tage des Mittelalters zurück. Schon im 9. Jahrhundert finden sich in Aufzeichnungen von Klosterküchen erste Hinweise auf ähnliche Zubereitungsarten. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Rezepte verfeinert und an die sich wandelnden Geschmäcker der Adeligen angepasst. Bis zum Spätmittelalter, also dem 14. und 15. Jahrhundert, hatten sich diese Gerichte zu wahren Meisterwerken der Kochkunst entwickelt.

Die Zubereitung von Hirsch- und Wildschweingulasch war eng mit den Jagdtraditionen des Adels verknüpft. Das Fleisch stammte oft von Tieren, die der Adel selbst erlegt hatte, was den Gerichten eine besondere persönliche Note verlieh.

Die Beliebtheit dieser Gerichte blieb über Jahrhunderte hinweg ungebrochen. Sie waren kulinarische Höhepunkte und Ausdruck einer ganzen Lebensart.

Hirschgulasch à la Royale

Zutaten:

  • Fleisch vom erlegten Hirsch
  • Rotwein
  • Wacholderbeeren
  • Zwiebeln
  • Knoblauch
  • Wildkräuter (Thymian, Rosmarin)
  • Speck
  • Pilze aus dem Wald
  1. Das Hirschfleisch wurde in große Würfel geschnitten und in einem großen Kupferkessel über dem offenen Feuer angebraten.
  2. Zwiebeln und Knoblauch, fein gehackt, kamen hinzu und wurden mitgebraten.
  3. Das Fleisch wurde mit Rotwein abgelöscht und mit zerstoßenen Wacholderbeeren gewürzt.
  4. Wildkräuter und in Streifen geschnittener Speck wurden hinzugefügt.
  5. Das Gericht köchelte mehrere Stunden lang, wobei immer wieder Wein nachgegossen wurde.
  6. Kurz vor dem Servieren kamen frische Waldpilze hinzu.

Wildschweingulasch für Herzöge

Zutaten:

  • Fleisch vom Wildschwein
  • Dunkles Bier
  • Honig
  • Zwiebeln
  • Wurzelgemüse (Pastinaken, Rüben)
  • Wacholder
  • Lorbeerblätter
  • Waldpilze

Zubereitung:

  1. Das Wildschweinfleisch wurde in Stücke geschnitten und in einem großen Eisentopf angebraten.
  2. Gehackte Zwiebeln und Wurzelgemüse wurden hinzugefügt und mitgebraten.
  3. Das Fleisch wurde mit dunklem Bier übergossen und mit Honig gesüßt.
  4. Wacholder, zerdrückt, und Lorbeerblätter kamen als Gewürze hinzu.
  5. Das Gericht schmorte stundenlang bei niedriger Hitze, wobei regelmäßig umgerührt wurde.

Kurz vor dem Servieren wurden frisch gesammelte Waldpilze hinzugefügt

Beide Gerichte wurden in großen, schweren Töpfen oder Kesseln zubereitet, die über offenem Feuer oder in den großen Kaminen der Schlossküchen hingen. Die lange Kochzeit machte das Fleisch zart und intensivierte die Aromen.

Die Köche der königlichen und herzoglichen Küchen hüteten diese Rezepte wie Schätze und gaben sie nur an ihre vertrauenswürdigsten Lehrlinge weiter. Die Verwendung von Wein oder Bier, sowie die Zugabe von Honig und Waldfrüchten, war typisch für die gehobene Küche des Mittelalters und unterschied diese Gerichte deutlich von der einfachen Kost der Bauern.

Serviert wurden Hirsch- und Wildschweingulasch in kunstvoll verzierten Schüsseln, oft begleitet von frischem Brot oder Pasteten. Sie bildeten den Höhepunkt fürstlicher Bankette und demonstrierten eindrucksvoll den Reichtum und die Macht des Gastgebers.